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Züchter - nein danke...




Das traurige Leben einer Zuchtkatze


Am 2. Mai 2005 erhalten wir einen Anruf, wir möchten bitte eine Zuchtkatze von einer Züchterin aus dem Stuttgarter Raum (die sie sich 5 Monate zuvor gekauft hatte) heraus kaufen. Die Katze wird im "Sperrmüll" für 250 EUR angeboten, mit dem Hinweis, dass sie nicht kastriert sei. Aus Angst, die Katze könnte von weiteren schwarzen Schafen mißbraucht werden, sagen wir zu. Das Schicksal nimmt seinen Lauf...

Unser Name darf nicht erscheinen, die Katze darf von uns nicht erworben werden....nein, es wird von der Geburtszuchtstätte aus Bremen ein hinterlistiger Plan geschmiedet! Mit Hilfe eines "Strohmanns" (gute Freunde!) wird die Katze "Starlight" am 6. Mai 2005 abgeholt. Bei der Übergabe gibt es weder einen Kaufvertrag, noch einen gültigen Impfpass. Mit so einer kurzfristigen Übernahme haben wir nicht gerechnet und so wird die Katze eine Nacht im Nachbarschaftsort untergebracht.

Die folgenden 16 Tage werden zum Alptraum. Unterstützung erfuhren wir keine!!! Starlight wird zur Minou...


Am 7. Mai 2005 hole ich Minou ab. Sie ist eine überängstliche, sehr dünne Katze, die mit einem "normalen" Familienleben so gar nichts anfangen kann. Selbst liebevolle Streichelheiten kann sie nicht genießen.

Sie frisst sehr wenig, was wir zunächst auf die Umstellung zurück führen. Ihr Zustand ist schwer zu beschreiben. Minou zeigt nicht annähernd ein ähnliches Verhalten, wie unsere Katzen. Kein Mensch kommt auf den Gedanken, sie könnte krank sein.

...und zwar so krank, dass sie zur Gefahr für unsere anderen Jungkatzen werden könnte.

Am Montag, 9. Mai 2005 spielt sie für 15 Minuten das allererste Mal, muss aber vor Erschöpfung aufhören. Für uns ein Riesenfortschritt, wir sind immer noch der Meinung, dass es an den neuen Lebensumständen liegt.

Leider frisst sie immer noch recht wenig und wir nehmen mit der Geburtstätte aus Bremen Kontakt auf.

Wir mussten vor Übernahme versichern, in allen Belangen immer den Kontakt zu Bremen zu suchen. Dass hier eine Schlammschlacht zwischen Züchtern im Gange war, erfahren wir erst später.

Minou erfährt das erste Mal in ihrem Leben, dass es Menschen gibt, die sich mit ihr befassen.

Sie hat wohl nie die Gelegenheit bekommen, auf einen Kratzbaum zu klettern. Sie krallt sich hoch, wie ein Koalabär!...auch mit dieser Geschwindigkeit.

Wir kochen Futter, kaufen das unterschiedlichste Futter, immer mit der Hoffnung, es möge das richtige dabei sein. Micha nimmt sich Minou besonders an und es scheint, als ob sie in seiner Gegenwart etwas mehr näscheln möchte.

Jede Katze würde hierbei von der Handfäche naschen, Minou aber nahm die Pfote und holte sich den Happen, für uns ein ganz neues Fressverhalten.

Der Verdacht, dass der Mieze eine offene Dose hingestellt wurde, aus der sie sich selbst bedienen musste, wurde mit der Zeit immer härter.

Irgend etwas stimmte nicht und so besuchten wir am Dienstag,  10. Mai 2005 unsere Tierärztin.

Bei dieser Untersuchung stellte sie einen extrem schlechten Allgemeinzustand fest (noch schlimmer als wir ihn wahrhaben wollten). Da wir kein Impfbuch hatten, nur den handgeschriebenen "Fresszettel", den die Stuttgarter Züchterin mitgab, in dem ausdrücklich vermerkt war, dass Minou ausreichend geimpft ist, entschärft den Verdacht, sie könne an Katzenseuche leiden.

Somit lassen wir ihr Blut lediglich auf FiV und FiB testen und bitten um ein großes Screening. Sie wiegt mit ihren 9 Monaten zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 2,9 kg. Wir machen uns große Sorgen. Die Bremer Züchterin verkauft uns noch für 27 EUR Futter, welches sie zur Aufzucht einsetzte.

...kein Erfolg, Minou wird immer weniger.

Nun wird uns zu ersten Mal bewusst, dass wir Mittel zum Zweck waren: Wir erfahren so einige Geheimnisse. Minou wurde mit 3 Monaten nach Stuttgart verkauft. Sie hatte Pilz und eine starke Zahnfleischentzündung.

Die Züchterinnen wurden sich nicht einig und kamen zu keinem Ergebnis. Ein fürchterlicher Streit entfachte, ganz auf Kosten von Minou.

 

Eine Katze, die später zur Zucht hergenommen wird, hat einen höheren Preis. Nachdem Minou aber eine Krankheit hatte, die sie ihren Kitten weitergegeben hätte, entschloss sich die Stuttgarterin, die Kleine in den Sperrmüll zu setzen, ohne das "Mutterhaus" zu informieren. Ein Zufall wollte es, dass das Inserat von Bekannten gelesen wurde und so kam der Stein ins Rollen.

Da kam es der Bremerin gerade recht, dass so "gutgläubige" Menschen wie wir ihren bösartigen Plan umsetzten.

Der angesetzte Kastrationstermin wird auf unbestimmte Zeit verschoben. Das Screening ist sehr schlecht, FiV und FiB sind negativ.

Minou bekommt appetitanregende und aufbauende Spritzen, doch der Erfolg bleibt aus.

Leider "erkrankt" jetzt auch noch die Bremer Züchterin und ist für uns nicht mehr erreichbar.

Die Bombe ist geplatzt, die Züchterinnen beschmeißen sich mit vielen "Höflichkeiten" in einem Züchterforum.


Der Streit ist uns gleichgültig. Wir wollen endlich wissen, ob Schmuh mit den Impfungen betrieben wurde. Wir nehmen, entgegen der Anweisung der Bremerin, Kontakt mit der Stuttgarterin auf. Doch diese reagiert nicht auf unsere "Mailbox-Ansage".

Die Tage vergehen, die Zeit läuft uns davon und uns wird klar, dass hier ganz viel Geld für die Züchterdamen auf dem Spiel steht und keine mehr die Verantwortung übernehmen möchte.

Der Verdacht der Seuche erhärtet sich, obwohl wir keine Möglichkeit mehr haben, eine Stuhlprobe zu nehmen. Hoffnungsschimmer: Tierklinik München - wir erhalten einige Forschungsberichte von infizierten Katzen.

Wir werden bereits zu diesem Zeitpunkt darauf hingewiesen, dass die Katze keinen Impfschutz haben kann. Denn eine zweifach-Impfung ist der Garant, dass eine drohende Seuchengefahr abgeblockt werden kann.

Zwischen diesem und dem nächsten Bild liegen 24 Stunden. Unsere Tierärztin und ihre Münchner Kollegen versuchen alles, um Minou zu retten.

Die Züchterdamen beschreiten derweil den Weg der Schadensbegrenzung und vereinigen sich. Schmutzwäsche waschen ist schlecht für´s Geschäft.

Schließlich geht das Leben weiter und die Katzenvermehrung auch....

Der Bluttest auf Katzenseuche wird leider zu spät gemacht. Minou erbricht, hat grünen Stuhlgang und kann sich nicht mehr auf den Beinen halten.

Wir halten uns krampfhaft an den Möglichkeiten der Medizin fest. Minou erhält morgens und abends einen intravenösen Medikamentenmix, der ihr Immunsystem stimmulieren soll.

Am Freitag, 20. Mai 2005 läuft der Countdown...doch wir wollen es nicht wahrhaben.

 Minou wiegt noch 2,5 kg.

 Minou hat zu diesem Zeitpunkt bereits geistige "Aussetzer", was wir im Nachhinein festgestellt haben.

Ihre Körpertemparatur war das einizige, was zu diesem Zeitpunkt noch akzeptabel war. Aus diesem Grund wollte sie unsere Tierärztin nicht aufgeben. (und Micha selbst am Ende nicht!)

Bitte, bitte, sie darf nicht gehen! Sie ist doch noch so jung und erfährt zum ersten Mal, was Liebe und Geborgenheit ist. Minou hat so viel Leid und Schmerz ertragen müssen, dass es mir heute noch nicht möglich ist, jedes Detail aufzuschreiben.

...aber in meinem Herzen blutet noch immer die Wunde, die diese Züchter absichtlich aufgerissen haben.

Es geht dem Ende zu. Wir haben die ganze Nacht gewacht und gehofft, sie möge selbst aus diesem bescheidenen Leben gehen. Doch Minou wollte nicht, sie drückte ihr kleines Köpfchen an mich und übergab mir ihr Leben. Keiner der nicht solche schrecklichen Stunden durchlebt hat, weiß, welche quälenden Gedanken durch einen schießen. Stets in der Hoffnung, das Wunder geschehe!

Als ihre Körpertemperatur auf 37 Grad sinkt, wissen wir, dass nur noch ihr Körper da ist. Ihr Leben hat uns bereits verlassen.

Minou ist nicht mehr wieder zu erkennen.

Am Dienstag, 24.Mai 2005 erlösen wir um 8.25 Uhr unsere Kleine. Um den Beweis zu erbringen, dass Minou an Katzenseuche erkrankt war, fahren wir 2 Stunden später nach München in die Tierklinik.


Mit diesen Worten nehmen wir Abschied.

Sie liegt liebevoll in dieser Kiste bis zur Abfahrt auf ihrem geliebten Katzenbaum.

Wegen Seuchengefahr erhalten wir den toten Körper nach der Obduktion nicht zurück, so dass ihr Bericht zur "Ruhestätte" wird. Ihr glaubt nicht, wie mich diese Erzählungen noch heute schütteln!

Ich konnte nicht verstehen, dass sich Züchter so einfach aus der Affäre ziehen. Deshalb nahmen wir
uns einen Rechtsanwalt und die ganze "Sache" ging im Oktober 2005 vor Gericht.

Nachdem der Kaufvertrag nicht zwischen mir und der Stuttgarterin zustande kam, sondern wohlweislich
über den "Strohmann" abgewickelt wurde (der vor Gericht auch nichts mehr zu der Sachlage im Mai sagen
konnte), verlor ich den Prozess. Eine große Gratulationswelle schwappte auf die Züchterin zu und von dem
Leid, das Züchter tagein-tagaus ihren Gebärmaschinen aufbürden, war keine Rede.

Minou hat ihre Ruhe gefunden und 16 Tage ein Leben führen dürfen, welches wir gerne noch länger mit ihr
geteilt hätten.